Probulgaren

Die Militärkunst der Protobulgaren

Im Mittelalter werden zahlreche Kriege geführt. Im Kampf beweisen die bulgarischen Söldner und Reiter ihre Mutigkeit und Würde und gewinnen dabei den Respekt ihrer Gegner. Dank der stark- ausgeprägten Traditionen innerhalb des Militärwesens erringen die Protobulgaren leicht den Sieg gegen ihre Feinde.

Die bulgarischen Soldaten nutzen im Kampf verschiedene Waffen, die sowohl zur Verteidigung, als auch zum Angriff dienen. Diese Strategie bringt den Protobulgaren eine Reihe von Vorteilen mit sich. Unter allen Waffen ist der Bogen von größter Bedeutung. Die Bulgaren nutzen einen Reflexbogen, der aus mehreren Teilen besteht. Ein hochwertiger Reflexbogen erfordert einen aufwändigen mehrmonatigen Herstellungsprozess. Bei dem Einhängen der Bogensehne, dem Spannen des Bogens, müssen die Wurfarme gekrümmt werden. Wenn der Bogen nicht im Einsatz ist, muss die Bogensehne ausgezogen werden. In entspanntem Zustand kann der Bogen in Ledertasche für einen langen Zeitabschnitt aufbewahrt werden. Ein wichtiges Ausrüstungsteil für jeden Bogenschützen ist der Köcher für Pfeile, der mit Riemen am Gürtel des Kriegers fixiert wird. Die Pfeile werden im Köcher mit den Spitzen nach oben gestellt. Der Köcher wird aus Leder gefertigt und mit Eisenreifen umringt, die einerseits zur Verzierung und andererseits zum Behalten der Form dienen.

Die Bulgaren nutzen im nahen Kampf entweder ein Schwert oder einen Säbel. Wegen seiner gebogenen Form gewinnt der Säbel Vorrang. Da die Bulgaren ein Reitervolk sind, führen Sie den Kampf vom Rücken des Pferdes mit Hilfe eines Säbels effektiver.

Im Kampf werden sowohl Langspeere, als auch Kurzspeere eingesetzt. Der Speer mit kürzerer Länge ist aufgrund seiner Konstruktion besonders gut zum Werfen geeignet. Die Langspeeren- Lanzen- finden ihren Einsatz im fernen Kampf. Diejenigen Krieger, die mit dem Speer geschickt umgehen, werden in den Truppen hochgeschätzt. Alle erfahrenen bulgarischen Anführer legen hohen Wert auf die Aneignung der Kampftechnik des Speerwerfens. Manche von ihnen, wie Khan Terwel, gewinnen eine weltweite Anerkennung. Dass er den Speer bevorzugt, zeugt eine Miniatur aus dem katholischen Evangelium, in der der bulgarische Herrscher mit Speer und Schild dargestellt ist.

Die Speere sind in den meisten Fällen auf dem Rücken geschnallt. Ihre Spitzen sind mit bunten Bändern verziert, die auf die Zugehörigkeit der Krieger zu den verschiedenen Armeestufen hinweisen.

Die Helme und die Schilde sind die meist verbreitete Ausrüstung zur Verteidigung. Der Schild besteht aus einer leicht gewölbten, mit Leder bedeckten Holzplatte, die eine runde Form hat. Die Leichte Kavallerie ist mit kleinen und leichten Schilden bewaffnet. Getragen in der linken Hand dienen sie zur Abwehr von geworfenen Speeren und Pfeilen. Größere, runde Schilde werden von den schwerbewaffneten bulgarischen Kriegern getragen. Die Schilde sind ein wichtiges und der gesamten Ausrüstung ergänzendes Teil, das den Kriegern ermöglicht, sowohl Kavallerie- als auch Infanterie-Angriffe gegen den Feind erfolgreich zu führen. Die Helme sind aus Metall oder Leder gefertigt.

Zum Schutz des Körpers nutzen die bulgarischen Krieger gewöhnlich Kettenhemde aus Metall oder Leder. Der Herrscher, sein Kreis und die Kriegsherren tragen Panzer aus zwei Teilen, die anfangs von Leder, dann von Blech gefertigt sind. Nicht nur die Brust, sondern auch alle übrigen Körperteile sind durch den Panzer geschützt. Dieser Panzer schützt gegen jede Art von Geschossen und macht eine Verwundung fast unmöglich. Durch eine ähnliche Rüstung schützt man auch das Pferd. Die Vorderteile der Pferde sind ebenfalls durch Metallpanzer bedeckt. Bei archäologischen Ausgrabungen sind verschiedene Elemente von der Pferderüstung entdeckt. Der Kern der bulgarischen Armee ist die schwere Kavallerie. Beweise dafür sind in vielen byzantinischen Chroniken zu finden. Im Jahre 813 schreibt ein byzantinischer Historiker, dass Khan Krum eine aus 30.000 Kriegern bestehende Kavallerie schickt, die ‘‘die ganze mit Eisen gepanzert‘‘ ist. Dies beeindruckt zweifellos die byzantinischen Chronisten sehr tief.

In der Schlacht nutzen die Bulgaren auch eine andere Waffe, die Arkan genannt ist. Arkan ist eine Art Lasso, die normalerweise zum Einfangen von Tieren dient. In dem Kampf findet aber der Arkan eine andere Anwendung. Alle Krieger können das Lasso geschickt nutzen, um den Feind von dem Pferd zu ziehen, um ihn im Nahkampf zu töten. Diese Waffe ist auch von den Zar Kaloyan‘s Kriegern gegen die Ritter benutzt.

Die Peitsche ist auch weit verbreitet. In den Händen erfahrener Krieger verwandelt sich die Peitsche in eine Waffe, die überall Entsetzen und Furcht provoziert. Ein gut geschützter Feind kann mit Hilfe einer Peitsche schnell entwaffnet werden. Wegen der Länge der Peitsche ist die Annäherung eines bewaffneten Feindes nicht möglich.

Im Kampf setzen die bulgarischen Streitkräften zahlreiche Bewegungen und taktische Tricke ein, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Normalerweise ist das bulgarische Heer in Truppenteile unterschiedlicher Größe gegliedert. Die einzelnen Truppeneinheiten stehen nah zueinander und bilden den Eindruck für ein Ganzes. Die Truppeneinheiten sind gut in Reihen geordnet. Pferde und Wagen sind in letzter Linie gruppiert. Auf diese Weise schützen sie sich vor einem Angriff im Rücken.

Die Bulgaren attackieren rasch und überraschend. Dank ihrer Beweglichkeit kann die Kavallerie die Formationen des Feindes an verschiedenen Stellen leicht brechen ohne dabei Hilfe von zusätzlicher Infanterie in Anspruch zu nehmen. Nach dem Angriff zieht sich die Kavallerie sofort zurück. Beim Anblick der Pferde wenden sich die Fußsoldaten des Feindes zur Flucht. Mit dieser Kampftechnik werden die Feinde in einen Hinterhalt gelockt. Dies ermöglicht den Bulgaren, den Sieg mit wenigen Opfern und Verlusten zu erringen.

Gäste des Historischen Parks fühlen sich in das Mittelalter versetzt, wenn sie sich die Demonstrationen mit Waffen von dem Arsenal der Bulgaren anschauen. Die Darsteller vom Club für Historische Rekonstruktion beim Historischen Park erzählen interessante Fakten und Geschichten. Erlebnisorientierte Besucher können Fotos mit den Kriegern machen, Bogenschießen üben, Pferdereiten praktizieren, an mittelalterlichen Duelle teilnehmen, die Geschichte miterleben und sich auf eine Reise in die Welt der Bulgaren begeben.