Nachrichten

DIE THRAKER – DAS GRABMAL VON KAZANLAK UND WEITERE SEHENSWÜRDIGKEITEN IM ROSENTAL VON BULGARIEN

Die Wand- und Deckenmalereien der Grabkammer sind sehr gut erhalten und geben einen wichtigen Einblick in die thrakische Kultur, weshalb das Grabmal von Kazanlak 1979 in das UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen wurde. 

Das sogenannte Rosental oder Tal der Rosen in Bulgarien erstreckt sich rund 200 km von der Stadt Kazanlak im Osten bis zur Stadt Sopot im Westen und ist eingerahmt vom Balkangebirge und der Sredna Gora. Das Gebiet ist vor allem für den Anbau von Rosen, besonders der gut riechenden Damaszener-Rosen, bekannt, die hier auf kilometerlangen Feldern wachsen.

Die meisten Besucher kommen hier her um sich die Rosen anzuschauen, aber das Gebiet ist auch bekannt für seine Vielzahl an thrakischen Grabhügeln, die man hier überall in der Landschaft sieht. Außer dem berühmten Thrakergrabmal von Kazanlak gibt es noch zahlreiche weitere sehenswerte Grabstätten.

Wer waren überhaupt die Thraker?

Die Thraker waren ein Volk der Antike, die auf dem heutigen Balkan, dem eigentlichen Thrakien siedelten, also dem heutigen Rumänien, Bulgarien, Serbien, Kosovo, Moldau Nordmazedonien und Nordgriechenland. Sie gelten als eines der größten indoeuropäischen Völker. Die Thraker hatten keine Schriftkultur und so bleiben uns nur die Schriftquellen zeitgleicher oder späterer Geschichtsschreiber.

Die Thraker in der Geschichte

Schon in Homers Ilias kamen sie vor. Ebenso hat der antike Geschichtsschreiber Herodot sie beschrieben.

„Rosse sah ich noch nie so schön und so groß wie die seinen. Weißer als Schnee und im Lauf so schnell wie eilende Winde. Kunstreich ist sein Wagen aus Gold und Silber gefertigt. Und mit gewaltigen Waffen aus Gold, man sieht sie mit Staunen, rückte er an. Fürwahr, nicht sterblichem Manne gebührt es, solche zu tragen, sie sind bestimmt für ewige Götter.“

– Homer, Ilias, 10 –

Für Herodot waren die Thraker nach den Indern sogar das größte Volk der Erde:

„Das thrakische Volk ist nach dem indischen das größte der Erde. Wäre es einig und hätte es nur einen Herrscher, so wäre es unbesiegbar und meiner Meinung nach bei weitem das mächtigste Volk, das es gibt. Aber da das unmöglich ist und gewiß niemals von ihnen erreicht werden wird, so sind sie schwach. In jeder Landschaft haben sie einen besonderen Namen, doch sind die Sitten des ganzen Volkes durchweg dieselben.“

Die Griechen waren allerdings der Meinung, dass es sich bei den Thrakern hingegen um sehr trinkfeste Haudegen handelte. Aber so ist das wohl in der Geschichte. Für die Römer waren die Germanen ebenso raubeinige Barbaren, und die römisch-deutschen Kaiser der frühen Mittelalters bezeichneten alle verbliebenen heidnischen Stämme ja auch gerne als barbarisch.

Früheste Nachweise für eine Bauernkultur in Thrakien gibt es bereits im 7. Jahrtausend v. Chr. Auch die Griechen sahen die Thraker als „die Alten“ an und haben einige der thrakischen Götter in ihr Phanteon mit übernommen und umgekehrt.

Der berühmteste Thraker: Spartacus

Ganz Thrakien wurde immer wieder Opfer einzelner Eroberungszüge durch die Perser, die Makedonen (335 v.Chr. eroberte Alexander der Große das Gebiet), die Kelten und wurde schließlich 46 n.Chr. von den Römern unterworfen.

Die Thraker waren sehr geschickte furchtlose Kämpfer und deshalb bei den Römern natürlich als Gladiatoren sehr beliebt. Der bekannteste von ihnen war Spartacus. Nach dem Zerfall des römischen Reiches verlieren sich auch die Spuren der Thraker.

Die Kultur der Thraker

Die Gesellschaft der Thraker war sehr differenziert organisiert. Man geht heute davon aus, dass es über die gesamte Zeit hinweg ca. 90 verschiedene Stämme gab, die von Stammesfürsten und Königen geführt wurden. Es gab also nie das eine thrakische Reich, was die politische Macht der Thraker auch begrenzte.

Handel wurde mit den umliegenden Gebieten und Kulturen wie z.B. den Griechen, den Skythen oder auch den Persern und sogar mit den Ägyptern geführt. Auch beeinflussten sich die Kulturen durch den Austausch und Handel gegenseitig in z.B. Kunst und Religion.

Die thrakische Kunst hat zahlreiche wirklich außergewöhnliche Schätze hervorgebracht. Einige von ihnen können auch im archäologischen Museum in Varna besichtigt werden, andere von ihnen in Sofia. Bekannt sind vor allem die Goldschätze der Thraker, die in Siedlungs- und Grabhügeln in Bulgarien und Rumänien gefunden wurden.

Der älteste von ihnen stammt aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrtausends v. Chr. und wurde in der Nähe der Stadt Weliko Tarnovo gefunden. Er enthält u.a. 44 Goldgegenstände, die meisten von ihnen waren Schmuck.

Grabhügel der Thraker im bulgarischen Rosental

Die Grabhügel in denen Fürsten- und Stammesführer bestattet wurden sind typisch für die Rosental Region um Kazanlak in Zentralbulgarien. Dort wurden in den 1990er Jahren zahlreiche neue Grabhügel entdeckt und erforscht, die in den Zeitraum vom 5. Jh. v.Chr. bis ins 4. Jh. v.Chr. datieren.

Auch heute noch sieht man in der Landschaft zahlreiche Hügel, wobei nicht alle von ihnen auch Grabhügel sind. Es wurden nämlich auch einige „falsche“ Grabhügel angelegt.

Das Thrakergrab von Kazanlak – UNESCO Weltkulturerbe

Das bekannteste Grab in Kazanlak ist ein sogenanntes „Bienenkorbgrab“, welches mit kunstvoll gestalteten Wand- und Deckenmalereien ausgestattet ist. Als das Grab 1944 entdeckt wurde, war es bereits geplündert gewesen (vermutlich schon in der Antike) und nur wenige Gegenstände und Knochen konnten sichergestellt werden.

Die Wandmalereien im Vorraum des Grabes sind nicht ganz so gut erhalten, wie die des Grabraumes selber. Man geht davon aus, dass im Vorraum möglicherweise Pferde und Wagen bestattet waren.

Die eigentliche Grabkammer des Thrakergrabes hat nur einen Durchmesser von ca. 2,60m, dafür aber eine Höhe von rund 3,20m. Auf dem Deckengemälde in der Kuppel des Grabes ist eine sehr gut erhaltene wunderschöne Malerei zu sehen, die ein thrakisches Paar, vielleicht sogar ein Herrscherpaar, zeigt.

Sie reichen sich zärtlich die Hände und bekommen von ihren Untergebenen Beigaben gereicht, darunter Früchte, einen Weinkrug und Schmuckkästchen. Die Pferde, die den Abschluss der Prozession darstellen, sind sehr individuell dargestellt. Keines sieht aus wie das andere. Ebenso konnte ich sehr individuelle Züge bei den Gesichtern der Menschen feststellen und fand das sehr beeindruckend.

Thrakischer Grabhügel „Goljama Kosmatka“ von Seuthes III

Dieses Grab wurde 2004 in der Nähe des Ortes Shipka unversehrt entdeckt und beherbergte zahlreiche Grabbeigaben. Darunter befand sich, vor der eigentlichen Grabkammer, ein Bronzekopf, der den Fürsten Seuthes III im hohen Alter mit Rauschebart darstellt.

Im Vergleich zur Grabkammer in Kazanlak mit seinen Wandmalereien, wirkt das Hügelgrab „Goljama Kosmatka“, welches nur aus Granitblöcken besteht, eher schmucklos. Einzig eine schwere Marmortür mit eingemeißelten Abbildungen von Helios (Gott der Sonne) und einer Gorgon (Schreckgestalt aus der griechischen Mythologie mit Schlangenhaaren, die den Betrachter zu Stein erstarren lassen soll) bieten hier ein optisches Highlight.

Das ist zumindest das, was ich häufig gelesen habe. Dabei finde ich gerade die Unterschiede in den einzelnen Grabhügeln so interessant. Das eine kunstvoll bemalt, das andere nur aus schlichten Granitblöcken bestehend.

Die reichen archäologischen Funde aus Gold, Silber, Bronze und Alabaster sowie Leder und Ton sprechen, neben dem Bronzekopf, dafür, dass hier der thrakische Fürst Seuthes III bestattet wurde.

Thraker Grabhügel „Ostrusha“ bei Shipka

Dieser thrakische Grabhügel in der Nähe der Stadt Shipka wurde Mitte des 4. Jh. v.Chr. errichtet und ist stolze 18m hoch. In seinem Inneren befinden sich insgesamt sechs Grabräume, das den Ostrusha Hügel zu einem der größten Grabkomplexe macht.

Eine Grabkammer ist völlig intakt, und zeigt in ihrem Inneren zwei solide Granitblöcke. Einer bildet das Dach, der andere die Grabkammer selbst. Zusammen bringen sie ein stolzes Gewicht von über 60 Tonnen auf die Waage. Als ich die Grabkammer, die in den größeren Granitblock gehauen ist, betreten habe, staunte ich nicht schlecht, denn die Decke ist mit zahlreichen kleinen Nischen verziert, in denen sich Malereien befinden. Ich konnte verschiedene Szenen mit Menschen, Jagdszenen, geometrische Muster, aber auch Pflanzen ausmachen.

Viele der Malereien in den Nischen sind beschädigt und schwer zu erkennen. Eine Nische zeigt aber ein gut erhaltenes Bild einer thrakischen Frau mit rötlichem Haar.

Auch hier fand ich es erstaunlich, dass dieses Grab wieder so komplett anders ist, als alle anderen Grabkammern im Rosental.


Autor: MIRIAM UND JOHANNES

"Quelle": https://northstarchronicles.de/thraker-grabmal-kazanlak-in-bulgarien/